Tagesanzeiger, USZ Direktor Nachfolge, Interview mit Wirz & Partners
von: Susanne Anderegg Tagesanzeiger
Schwierige Neubesetzung Der USZ-Direktor geht. Headhunter können sich Bewerbungen aus spitalfremden Branchen vorstellen.
Im Sommer 2023 hört Gregor Zünd als CEO des Universitätsspitals Zürich (USZ) auf. Das hat der Spitalrat am Dienstag bekannt gegeben. Er beauftragt einen Headhunter, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu suchen. Eine schwierige Aufgabe, denn das USZ hat den Ruf, unführbar zu sein. Erik Wirz und Andreas Bleiker von der Headhunting Firma Wirz & Partners sagen, welche Qualifikation die Person auf diesem Posten haben sollte.
Herr Wirz, Herr Bleiker, wie findet man die passende Person für diese exponierte und anspruchsvolle Führungsposition?
Erik Wirz: Das Unispital war in den letzten Jahren häufig negativ in den Medien, die Besetzung hat politische Brisanz. Ich würde nicht unbedingt jemanden von den üblichen Verdächtigen nehmen, heisst von einem anderen Spital abwerben.
Was muss die Person können?
Andreas Bleiker: Die Herausforderungen sind im USZ nicht nur medizinischer und ökonomischer Art, sondern vor allem auch kultureller Art. Die Spitalstrukturen sind generell sehr hierarchisch, das ist nicht mehr zeitgemäss. Als CEO braucht es eine Person, die eine Änderung anstossen kann. Ärztliche Kompetenz haben wir bereits genügend in der USZ-Führung. Denkbar wäre deshalb, einen neuen Weg zu beschreiten und jemanden aus einer anderen Branche zu holen. Jemanden mit Erfahrung in Organisationsentwicklung und Führung.
Wie muss sich das Spital verändern?
Bleiker: Es sollte eine Organisation sein, in der die Chefs nicht primär ihre Machtposition verteidigen.
Wirz: Ein Spital muss menschlich sein und effizient in dem Sinne, dass die Patientinnen und Patienten rasch zur nötigen Behandlung kommen und die involvierten Fachleute direkt untereinander kommunizieren.
Was zeichnet eine gute Führungsperson aus?
Bleiker: Das kann man nicht generell sagen, es kommt auf die Situation an. Wenn eine Organisation sich verändern soll, wie der Spitalrat dies fürs USZ postuliert, ist es sinnvoll, eine Person zu holen, die schon mal einen solchen Prozess in einer grossen Organisation durchgemacht hat.
Wirz: Für mich steht die emotionale Intelligenz im Vordergrund.
Wie finden Sie heraus, ob jemand menschlich geeignet ist?
Wirz: Wir führen viele Referenzgespräche, in denen wir nach den zwischenmenschlichen Fähigkeiten fragen, zum Beispiel Frustrationstoleranz oder Einfühlungsvermögen. Uns ist wichtiger, was eine Person gemacht hat, als was sie in einem Assessment sagt.
Sind Frauen diesbezüglich besser und deshalb als Führungspersonen heute gefragter?
Bleiker: Es gibt Kunden, die explizit eine Frau möchten. Aber wir suchen den Markt geschlechterneutral ab. Am Schluss muss es die beste Lösung für die Organisation sein.
Wirz: Und da geht es gemäss unserer Erfahrung weniger ums Geschlecht als um den Charakter und die Frage, wo eine Person im Leben steht.
Suchen Sie auch im Ausland?
Wirz: Wir suchen weltweit. Allerdings ist für eine Spitalleitung eine Person aus einem anderen Kulturkreis eher ungeeignet. Da würden wir jemanden aus dem deutschsprachigen Raum vorschlagen. Es ist aber Sache des Auftraggebers, den Rekrutierungsradius zu bestimmen. Wir bekamen auch schon mal die Vorgabe, dass die gesuchte Person einen bestimmten Dialekt sprechen muss.
Hat die Pandemie Ihre Arbeit verändert? Ist es schwieriger geworden,Leitungspositionen im Gesundheitswesen zu besetzen?
Bleiker: Gute Leute – egal auf welcher Stufe – sind immer rar. Es gibt aber durchaus einen Markt für CEO-Positionen. Ob dann die passenden Leute auf die offenen Positionen wechseln wollen, ist eine andere Frage. Wirz: Die CEO-Position im Unispital Zürich ist besonders schwierig zu besetzen, weil sie politisch exponiert ist.
Das Interview wurde telefonisch geführt von Susanne Anderegg. Sie ist Blattmacherin und Autorin im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft, ihr Spezialgebiet ist das Gesundheitswesen. Zudem ist sie zuständig für die Volontariatsausbildung beim «Tages-Anzeiger».