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Verkehrsmonitor - Auto-Leasing könnte an Bedeutung verlieren

Auto-Leasing wächst seit Jahren in der Schweiz. Mit weiteren Mobilitätsangeboten wie Car-Sharing und Auto-Abos könnte sich das ändern. Was auf die Leasinggeber zukommt und wie Automobilunternehmen reagieren.

 

Verkehrsmonitor, Peter Ilg im Interview mit Erik Wirz

 

Leasing ist in der Schweiz die populärste Form der Auto-Finanzierung. Neue Mobilitätsmodelle könnten das verändern.

 

«Das Fahrzeugleasing erlebt eine signifikante Transformation, getrieben durch sich schnell ändernde Verbraucherpräferenzen», sagt der Headhunter Erik Wirz. Mobilitätstrends wie Car-Sharing und Auto-Abos würden dem klassischen Leasing Konkurrenz machen. Das habe Auswirkungen auf diese beliebte Art der Fahrzeugfinanzierung.

Wirz ist Inhaber und Managing Partner von Wirz & Partners, einem Schweizer Executive Search Unternehmen mit Sitz in Zug.

 

Weshalb aber beschäftigt sich ein Headhunting-Unternehmen mit Leasing von Autos? «Wir machen das, weil wir die Leasing-Branche verstehen wollen», sagt Wirz. Um Top-Executives für Banken und Leasinggesellschaften zu finden, sei es notwendig, die fachlichen Themen zu verstehen, mit denen sich die Auftraggeber heute und in Zukunft beschäftigen.

 

Deshalb hat das Unternehmen das Whitepaper mit dem Titel «Leasing-Trends 2024: Zukunftsweisende Dynamiken und ihre Auswirkungen auf den Schweizer Markt» verfasst.

 

Laut einer repräsentativen Umfrage des digitalen Vergleichsdienstes comparis.ch von Ende des vergangenen Jahres finanzieren nur 45 Prozent der Autobesitzer ihr Fahrzeug selbst. Der überwiegende Teil der Schweizer Fahrzeugflotte ist fremdfinanziert. Leasing ist dabei die populärste Form: jeder Dritte wählt diese Option.

 

Auto-Leasing ist ein 16 Milliarden Franken Markt

 

Nach Zahlen von Statista, einer deutschen Online-Plattform, ist der Umsatz im Schweizer Auto-Leasing zwischen 2012 und 2022 von 11 auf 16 Milliarden Franken angestiegen. Das ist ein Plus von knapp 50 Prozent. Das Geschäft mit gewerblichem Auto-Leasing hat sich im genannten Zeitraum auf 1,5 Milliarden Franken halbiert, das private Fahrzeug-Leasing auf 14,6 Milliarden verdoppelt.

 

«Leasing als Form der Fremdfinanzierung war und ist seit Jahren im Schweizer Markt eine verbreitete Finanzierungsform, die kontinuierlich an Beliebtheit gewinnt», sagt MarieTheres Zell, Leiterin Unternehmenskommunikation der Amag Group mit Sitz in Cham. Attraktive Angebote, hohe Kostentransparenz und zusätzliche Dienstleistungspakete würden für diese Finanzierungsform sprechen.

 

Gut die Hälfte der Fahrzeuge im Flottenbereich von Geschäftskunden werden bei der Amag fremdfinanziert. Die Tendenz geht zudem in Richtung Full-Service-Leasing.

 

Dabei bezahlt der Leasingnehmer zusätzlich zur Leasingrate eine fixe Pauschale für bestimmte Serviceleistungen. Dazu zählen unter anderem Wartung, Reparatur, Versicherung. Der Vorteil dieser Leasing-Art ist ihre Kostentransparenz, weil nahezu alle Fahrzeugkosten beinhaltet sind.

 

Nach Angaben des Schweizer Leasingverbands waren 2022 etwa 522 000 Privat-PKW in der Schweiz geleast. Innerhalb von zwei bis vier Jahren – solange laufen üblicherweise Leasingverträge – kommen Leasingfahrzeuge zurück zum Leasinggeber. Er kann sie dann verkaufen oder erneut zum Leasing anbieten.

 

«Leasingfirmen hinken bei der Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge hinterher.»

 

Erik Wirz, Inhaber und Managing Partner von Wirz & Partners.

 

 

Der Automobilsektor wird immer strenger reguliert, insbesondere im Hinblick auf Umweltvorschriften», sagt Wirz. So müssen die CO2-Emissionen neuer Personen- und Lieferwagen bis 2035 auf null reduziert werden. «Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für die Leasingindustrie dar, die bei der Umstellung auf emissionsfreie Flotten hinterherhinkt», so Wirz. Das habe zur Folge, dass sich ältere Fahrzeuge eventuell nicht mehr vermarkten lassen und somit Verluste drohen.

 

Ausserdem hätten sich die Kundenbedürfnisse verändert. «Vor allem die jüngeren Generationen zeigen ein geringeres Interesse am Autobesitz, was eine Verschiebung der Mobilitätsanforderungen bedeutet», sagt Wirz. So schrumpfe aktuell der Automarkt in der Schweiz im Segment neuer Fahrzeuge.

 

Obwohl die Kaufkraft und damit die theoretische Möglichkeit, neue Autos zu erwerben, seit 2016 gestiegen sei, sank die Zahl neu zugelassener Fahrzeuge im selben Zeitraum deutlich. Laut Bundesamt für Statistik von rund 320 000 auf 256 000 im vergangenen Jahr.

 

Car-Sharing als Alternative zum Auto-Leasing

 

Im Fahrzeugleasing sei eine Verschiebung hin zu gemeinschaftlich genutzten Fahrzeugen erkennbar, so Wirz. Diese Entwicklung würde auf eine signifikante Veränderung hindeuten:

 

«Mobilität wird zunehmend als Dienstleistung verstanden, wobei hohe Zufriedenheitsraten beim Car-Sharing laut Umfragen darauf hindeuten, dass dieses Angebote gut auf den Markt und die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt ist.»

 

Prognosen gingen davon aus, dass die Car-Sharing-Umsätze in der Schweiz bis 2026 auf etwa 189 Millionen Franken ansteigen würden, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 4 Prozent entspräche.

 

Ein weiterer Mobilitätstrend, der sich auf das Leasing auswirkt, sind laut Wirz Auto-Abos. Das ist eine Flatrate fürs Autofahren und eine Art Leasing, jedoch mit viel kürzeren Laufzeiten. Wie beim Leasing erwirbt ein Abo-Nutzer kein Eigentum am Auto, sondern besitzt es gegen Zahlung einer monatlichen Fixgebühr für eine gewisse Laufzeit. Der Pauschalpreis eines Auto-Abos enthält bereits alle Nebenkosten, ähnlich einem Full-Service-Leasing. «Im Zuge der Suche nach flexiblen Mobilitätslösungen gewinnen Auto-Abos künftig in der Schweiz zunehmend an Bedeutung», sagt Wirz. Wie sollen Schweizer Auto-Leasingunternehmen auf die Veränderungen reagieren? Wirz verweist auf eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Schweizer Niederlassung des weltweit tätigen Prüfungs- und Beratungsunternehmens rät den Leasingfirmen, «den vom Markt geforderten dringenden Veränderungsbedarf zu erkennen, um sich für die bevorstehende komplexe Reise zu wappnen».

 

Die Amag bietet seit Jahren bereits Auto-Abos und hat CarSharing-Angebote. «Im Verhältnis zum Leasing oder dem klassischen Barkauf bewegen sich die Marktanteile dieser Angebote noch im niedrigen Prozentbereich», sagt Zell. Im Wesentlichen würden Kundinnen und Kunden bei der Fremdfinanzierung auf Leasing zurückgreifen.

 

Sinkendes Interesse am Autobesitz stellt die Amag bislang nicht fest. Falls es aber doch kommt, hat das grösste Schweizer Automobilunternehmen vorgesorgt mit einer Vielzahl neuer Mobilitätsangebote für jedes Budget – von der Miete bis zum Kauf.

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